Nur einen kurzen Augenblick
Der, der einem ein schreckliches Bewusstsein gab.
Ein schrecklicher Ruck,
der Teile des Lebens klar vor die eigenen Augen führt.
Der Moment, der einem die Vergänglichkeit zeigt.
Der Gedanke an Verlust.
Der Stopp im Inneren.
Unfähig sich zu rühren
Erlebt man wie es dennoch weitergeht
Es war die eigene Erde die stand…
die Zeit lief unaufhaltsam weiter.
Samstag, 6. Juni 2009
...und die Erde stand still
Montag, 1. Juni 2009
Traumrealität
Tagsüber schlafen sie?
Niemals
Wie in der Nacht verfolgen sie dich,
drücken deinem Leben einen Stempel auf.
Zwingen dich in Masken und Schemen,
die du nicht mehr annehmen willst.
Saugen an deiner Kraft,
füllen die Leerräume mit Angst.
Bereiten dir Panik
Bereichern dein Dasein um das Gefühl
der dauernden Furcht.
Begleiten dich mit ihren Augen,
wissen das du diese Blicke spürst.
Flüstern in dein Ohr
wohlwissend das du sie nicht überhören kannst.
Sie haben das Gestern bestimmt - real
Bestimmen das Heute
In deinen Träumen
In deinem Wachen
Sie schlafen nie
Und du auch nicht mehr
Sonntag, 22. Februar 2009
Normlos
Außerhalb der Norm,
mag ich euch erscheinen.
Ich werde mich nicht einreihen
werde meinen Individualismus behalten,
meine Würde,
und das letzte bisschen Stolz.
Nichts werde ich tun nur um vermeidlich zu gefallen,
um zu sein wie die anderen,
ihr Spiel zu spielen,
für ein kleines bisschen Amüsement.
Niemals werde ich mich mit ihnen auf eine Stufe stellen,
nie über das Gleiche lachen, nie das selbe tun.
Sicher ihnen nie begegnen, sie nie um mich haben.
Meinen Kreis vor ihnen verschließen.
Einen letzten Gedanken zurück,
und ab jetzt nur noch nach vorn...
Nennt mich humorlos,
ich nenne es Rückrat.
Ich werde es meiden, weil es mich anwidert!
Donnerstag, 22. Januar 2009
Stalaktit
Weit geöffnete Augen sehen
mit fest verschlossenem Blick
nach Innen.
Verschleierte Lichtreflexe im tiefen Nebel.
In dem unruhigen Rauschen zeichnet sich
der Stalaktit des Lebens ab
Gesammelte Rückblicke,
Gefühle und Ängste.
In diesem Leben wird er den Boden nicht mehr erreichen,
obwohl er ständig weiter wächst,
genährt durch Erinnerung -
ein Mausoleum für Gedanken.
Der Anblick ist faszinierend,
und schwer nur der Blick abzuwenden.
Und so wandern die Augen lang ins Innere,
verweilen dort
und lassen sich vom Ich
gefangen nehmen.
Wenn ich begreife was ich sehe
werde ich mich abwenden
aber solang
lasse ich mich vom Rausch der Gedanken einnehmen,
tragen,
fast schon bewusst verletzen
und gleichzeitig verzaubern.
Allein in mir, mit mir...
Freitag, 16. Januar 2009
In der Tiefe
Es ist, als würde sich der Boden unverhofft vor einem auftun.
Man sieht den Abgrund,
ist aber nicht in der Lage anzuhalten.
Mit sicherem Schritt immer darauf zu.
Alles in einem bremst,
doch die Gedanken gehen weiter.
Jede Faser sagt STOPP,
doch wie gelähmt steuert man darauf zu.
Der Fall ist lang und schmerzhaft.
Ständig stößt man auf neue Erinnerungen,
als ob der Kopf gegen die Abgrundwand schlägt.
Und immer noch schreit alles in einem das es aufhören soll.
Manchmal bleibt man an einem Vorsprung hängen,
rappelt sich auf,
sucht den Weg nach oben.
Das bisschen Stein auf dem man steht,
gibt schnell unter der Last nach,
und der Fall geht weiter.
Manchmal schafft man es auch doch
wieder ein Stück hinauf zu klettern.
Unausweichlich allerdings rutscht man irgendwann ab.
Egal in welche Richtung man blickt,
alles ist dunkel.
Klettert man überhaupt nach oben?
Die Orientierung schon lang verloren,
fallend,
oder sich an die Wand klammernd.
Es wird irgendwann aufhören
Nur...
...auf welcher Seite?
Dienstag, 6. Januar 2009
Veränderung
Dieses unbestimmte Gefühl,
das etwas fehlt,
etwas ohne das man fast nicht in der Lage ist
den nächsten Tag zu überstehen.
Etwas das definitionslos im Kopf ist,
sich dort ausgebreitet hat,
aber sich einem selbst nicht zu erkennen gibt.
Der Tag bestimmend.
Die Nacht beherrschend.
Definitionslos?
Nein.
Es war schon immer da,
nur hat es sich nach langer Zeit wieder
an die Oberfläche gewagt.
Es erschreckt, weil es neu,
und doch so vertraut ist.
Was es mitbringt...
was es mitnimmt...
die Zeit wird es zeigen.
Jetzt heißt es zulassen,
auch wenn es manchmal wehtut.
Nicht mehr zurück...
Neues Jahr,
neues Leben,
mein Leben.
Montag, 20. Oktober 2008
Deine Geschichte
Schriebe deine Geschichte ins Buch des Lebens
fülle die Zeilen mit deiner Seele
fessle deine Leser mit deinen Erinnerungen
schocke sie damit.
Höre wie die Seiten knistern,
wenn du sie umblätterst.
Höre wie die Feder kratzt wenn sie
über das Papier gleitet
Sieh wie die Tinte verwischt,
wenn dich die Trauer der eigenen Geschichte übermannt.
Sieh die Tränen versickern, und das
Papier davon aufquellen.
Rieche den Moder, den die Zeit hinterlassen hat,
in den vielen Jahren in denen du an diesem Buch schreibst.
Rieche das Leder
des alten Einbandes.
Nimm alles ganz genau wahr,
aber ende nie mit dem Schreiben.
Ende nicht eher bis du denkst es ist geschrieben.
Wenn du denkst dein Leben ist es nicht mehr wert
mit anderen geteilt zu werden
hast du dich und dein Leben verloren.
Schreib...
...um zu überleben
Sonntag, 19. Oktober 2008
Warum
Warum weinen
wenn der Schmerz weiter geht.
Warum lachen
wenn die nächste Sekunde traurig wird.
Warum kämpfen
wenn man so oder so verliert.
Warum lieben
wenn man doch wieder nur hasst.
Warum hier sein
wenn man weg will.
Warum fragen
wenn es doch keine Antwort gibt...
Sonntag, 14. September 2008
Sehnsuchtsangst
Wenn man voller Sehnsucht auf etwas wartet,
und es dann eintritt,
so bleibt in einem etwas zurück,
das unerklärlich erscheint:
Leere
So lang gewartet,
das die Stelle des beherrschenden Gedanken
mit nichts so schnell aufgefüllt werden kann.
Eine innere Stille, ein Nichts.
Doch noch während sich die Leere breitmacht,
übernimmt das vorherrschenden Gefühl den Platz.
Angst
Und mit ihr - Tränen
Wo ist sie hin,
die Freude...?
War sie jemals da,
oder war auch sie nur
herbeigewünscht?
Freitag, 5. September 2008
Ich habe nichts
Ich habe nichts
Ich habe nicht genug Tränen
Um zu beweinen, was du mir angetan hast.
Ich habe nicht genug Worte
Um meine Angst raus zu schreien.
Um wegzuhören, wenn es mich ruft.
Um die Träume nicht zu sehen.
Um dagegen anzukämpfen.
Sonntag, 31. August 2008
verbum dimissum
Nichts kann ausdrücken
wie es mir geht,
wie ich fühle,
was ich denke,
was mich bedrückt.
Mit nichts kann ich sagen was ich
anderen gegenüber empfinde.
Auch traurig ist nicht was ich suche.
Grenzwertig...nein.
um auszudrücken was ich sagen will,
über Gefühle und Gedanken
die mir fremd sind.
Es ist...
"Das verlorene Wort"
Wenn ich es finde,
habe ich die Formel meiner Kommunikation gefunden.
Das Universalwort,
um mein Innerich für mich zu definieren,
und
um mich der Welt verständlich zu machen.
Samstag, 30. August 2008
Es ist Nacht
Wenn sich die Finsternis erhebt,
du der helle Schein der Sonne
langsam in einem dunkelrot verglüht,
und ihre Kinder entzündet,
beginnt die schöne "Tageszeit".
Kein grelles Licht blendet die Augen,
keine Strahlen verbrennen die Haut
und keine Hitze treibt den Schweiß aus den Poren.
Einzig der Gesang der Nachtvögel zerreißt die Stille.
Ein sanftes pfeifen der Fledermäuse auf der Jagd
das gurrende "Schuhuu" der Nachteule.
Leise glitzert der Himmel,
ab und zu knackt ein Ast,
der sich noch von der Tagessonne erholt.
Der Mond taucht alles in Zartblau.
Neben den Sternen am Himmel glitzern Augen am Wegesrand.
Tiere, die sich der Hektik des Tages entzogen haben
drehen nun ihre Runden durchs Revier.
Alles ist so friedlich
Es ist Nacht.
In Gedanken breite auch ich meine Flügel aus,
und genieße den Nachthimmel.
Auch Engel sind Geschöpfe der Nacht.
Am Tage unsichtbar
Nachts eins mit der Welt.
Ich erhebe mich lautlos in den Himmel
Es ist so schön zu träumen...
Es ist Nacht...
Samstag, 23. August 2008
Fehlinterpretation
Hebe ich die Mundwinkel
deutet ihr es als Lachen,
und freut euch,
das es mir gut geht.
Senke ich den Blick leidet ihr mit mir,
fragt mich wie es mir geht,
fragt ob ihr helfen könnt.
Hört auf mich und meine Gesten zu deuten.
Hört auf zu sehen was ihr wollt.
DAS bin ich nicht,
das ist was ich will das ihr seht.
Manchmal ist es Spott,
wenn ich die Mundwinkel hebe.
Unverständnis, wenn ich den Blick senke
weil ich Reaktionen oder Worte nicht verstehe.
Um sich mir zu nähern
muß man sich entfernen,
und es sich aus einem anderen Winkel ansehen.
Doch da sich die Erde dreht
ändert sich der Winkel des Betrachtens ständig.
Samstag, 9. August 2008
Aus meiner Galerie
mach sie dir Untertan, leg' den Keuschheitsgürtel an!
Brauchst du sie im Bett, entferne ihr Kosett.
Du musst sie knicken, zerdrücken,
sie soll nur dich allein beglücken!
(EAV)
Sonntag, 3. August 2008
Abschied
Keiner wird gefragt,
wann es ihm recht ist Abschied zu nehmen.
Irgendwann plötzlich heißt es,
damit umgehen, ihn aushalten, annehmen…
diesen Abschied.
Den Schmerz des Vermissens,
dieses Innere zusammenbrechen,
um neu aufzubrechen.
Manche werden es gar nicht merken,
sie haben mich eh kaum noch gesehen.
Anderen werde ich vielleicht fehlen,
weil ich meine Entscheidung nicht erklären will,
nur…
ich will alleine sein.
Sehr wenige werden keine Veränderung merken,
denn ich würde sie nie verlassen.
Nein verstehen muß man es nicht,
weil es zum Teil keinen Anlass gab.
Sucht mich nicht,
ich will nicht gefunden werden…
Ruft mich nicht,
ich werde nicht antworten.
Ich bin mit mir im Innerich…
Dort habt ihr keinen Zutritt,
und ich keinen Ausweg….
...
Schwarz das innere der Augen
Dunkel unergründlich.
Das innere Tränenmeer
so bodenlos, haltlos.
Ich habe tief in mein Innerstes geschaut.
Schwarz war alles was ich sah,
das Abbild der Netzhaut,
als Spiegel der Gedanken.
Was ich sehe, ist das was ich erlebte,
wie Nadeln trifft es mich.
Das Schöne, zeigt sich als Seifenblase
wegen der Nadeln überlebt es nicht.
Chaos in mir.
Chaos um mich herum.
Ein Teil von mir will alles geben und nehmen,
der andere Teil will nichts.
Gefangen in einer Welt des Zerreißens,
getrieben von Angst und innere Qual.
Schier endlos das Verlangen nach dem anderen,
und doch größer die Angst es zu beginnen.
Heute einen Schritt nach vorn,
morgen zehn Schritte zurück.
So groß der Erfolg, unendlich das Glück
So tief der Fall...so tief...tief
Mit jedem Aufschlag zerspringe ich ein kleines bisschen mehr...
aus den Scherben meiner selbst wird ein Trümmerhaufen
Jetzt bleibe ich stehen.
Ich habe aufgegeben.
Samstag, 19. Juli 2008
Das Tränenmuseum
Tief unter der Erde, am Ende von unzähligen Gängen findet man, wenn man soweit gelaufen ist, das man sich fast schon am Erdmittelpunkt wähnt, eine Höhle, deren Eingang selbst für die bis vor kurzem hier unten lebenden Erdtrolle nur schwer zu entdecken war.
Ich hatte schon oft von dieser Höhle gehört, doch erst jetzt bekam ich die Gelegenheit das mir bis dahin unbekannte Reich zu betreten. Mein Freund Fanx, der letzte Erdtroll, und somit der letzte Bewahrer des Geheimnisses um die Tiefen der Katakomben, lud mich zu einer außergewöhnlichen Reise ein.
Ich folge ihm in eine Welt unter der Erde, die mehr Mysterien zu erzählen vermag, als mir Worte bekannt sind, und möchte dieses Geheimnis nun mit der Welt teilen, weil es die wohl letzte Gelegenheit war das zu erleben..
Mir kam es vor, als wären wir schon Wochen unterwegs. Meine Beine waren schwer wie Blei, mein Kopf schmerzte vom Gewicht des klobigen Grubenhelms, und mein Rücken bog sich unter der Last meines Rucksacks. Vor zwei Tagen waren wir aufgebrochen um eine der geheimnisvollsten und sagenumwobensten Höhlen der Erde zu finden und zu erkunden.
Mein Begleiter und Führer durch diese unheimliche, unterirdische Welt schwebte nahezu leichtfüßig über den engen Schotterpfad, und das obwohl er mein eigenes Alter um mehr als das Doppelte übertraf.
"Ich brauche eine Pause", keuchte ich hinter seinem Rücken. Fanx drehte sich zu mir um, sah meinen erschöpften Zustand, und begann zu grinsen. "Wenn du jetzt schon schlappmachst, wie willst du dann erst die Tiefen der Höhle erforschen, wenn wir am Ziel sind?" "Bis dahin werde ich schon wieder Kraft haben …" erwiderte ich. "… wenn du mir mal die Gelegenheit gibst ein wenig auszuruhen, und dann vielleicht nicht weiterhin dieses Mördertempo vorlegst." Den Blick den ich jetzt erntete konnte ich nicht richtig deuten, und auch seine Worte erschlossen sich mir nicht gleich.
"Wenn du denkst, das wir schnell sind, kannst du nicht erfassen, um wie viel sich die Höhle mit jedem deiner Lidschläge vergrößert. Du wirst in der Höhle nur in der Lage sein die Vergangenheit zu sehen, weil die Gegenwart zu schnell an dir vorbeizieht, und alles was du siehst schon lang vorbei ist... Komm weiter, wir haben den Eingang fast erreicht."
Ich schaute ihn ein wenig ungläubig an, weil ich den Sinn seiner Worte nicht verstand, doch viel Zeit ließ er mir nicht, um mich meinen Gedanken hinzugeben. Mit unbeirrbarer Geschwindigkeit setzte der Troll seinen Weg fort, und ich beeilte mich an seinen Fersen zu bleiben. Schließlich wollte ich nicht in die Gefahr laufen, mich an einer der unzähligen Weggabelungen zu verirren.
Wenn ich nun gedacht habe, das der Ausspruch 'fast erreicht' mit dem zu vergleichen war was ich als 'fast' bezeichnete irrte ich mich gewaltig. Es sollte noch gut 4 Stunden dauern, bis der Troll endlich stehen blieb, und verkündete "Wir sind angekommen."
Ich blickte mich erstaunt um. Hier war nichts. Nichts das anders aussah, als die Gänge durch die wir die ganze Zeit gegangen sind. Ich sah den Troll an, und fragte: "Ich kann nichts sehen, wo ist der Eingang?" Anstatt mir zu antworten trat mir der Troll mit aller Heftigkeit gegen das Schienbein. Ich schrie laut auf, und Tränen des Schmerzes stiegen mir in die Augen. Ehe ich ihn noch fragen konnte, was das nun sollte, erschien wie aus dem nichts ein Schloß, über dem sich ein Trichter befand.
"Diese Tür", begann der Fanx, "öffnet sich nur, wenn man dem Schloß eine Träne gibt, die unter echtem Schmerz entstanden ist. Niemand dem noch nie ein Leid widerfahren ist soll die Gelegenheit haben das Leid anderer zu sehen. Da hier die Gegenwart Vergangenheit ist, muß die Träne frisch vergossen werden." Der Troll bedeutete mir nun mit der Hand das ich meine Tränen in den Trichter weinen sollte, was ich verwirrt tat.
Ein Kratzen erfüllte den Gang. Ein schnarrendes Geräusch, und obwohl ich nicht sah, was diesen Laut verursachte spürte ich doch einen Lufthauch. Ein bläuliches Licht nahm den Gang ein, und im ersten Moment war ich wie geblendet. Hatten sich meine Augen doch bei dem Fußmarsch an das Dämmerlicht der Grubenlampe gewöhnt.
Was sich dort vor meinen Augen auftat lässt sich nur schwer in Worte fassen. Eine Halle, so weitläufig das ich das Ende nicht sehen konnte, so hoch, das ich meinte der Kölner Dom würde dort zweimal hinein passen. Über und über gefüllt mit Regalen, zwischen denen so enge Gänge waren, das gerade mal eine Person, und eine unendlich lange Leiter dort Platz fanden.
„Geh den Gang stets so zurück wie du ihn gekommen bist. Wählst du einen anderen Weg, kommst du an einem ganz anderen Ende des Gewölbes heraus." Er sah mich durchdringend an. "Bleib hinter mir! Ich führe dich in die Neuzeit."
Was er damit meinte sollte mir erst später klar werden. Ich trat näher an ein Regal, und schaute mich genau um. Eine Phiole stand dort neben der Anderen, unendlich viele und jede hatte ein kleines Schild um den Hals hängen. Sanft pustete ich den Staub vom ersten Schild. "Urknall".
Ich blickte den Troll fragend an. " Was verstehst du nicht?" fragte er, und nahm das Gefäß aus dem Regal. Er reichte es mir, und behutsam nahm ich es in meine Hand. "Öffne es, dann wird alles klarer.“ Mein Blick muß in dem Moment doch sehr zögerlich gewesen sein, denn der Troll wiederholte seinen Ausspruch mit Nachdruck, ja fast schon in einem Befehlston. "Öffne es!"
Sehr vorsichtig hob ich den Deckel, ein alter korkähnlicher Verschluss. Es passierte im ersten Moment nichts, doch dann stieg ein Gebilde ähnlich einer Seifenblase auf, schwebte vor meinen Augen, und zeigte mir einen grellen Ball in seinem Inneren. Das ganze Schauspiel dauerte nur den Bruchteil einer Minute, aber dennoch spürte ich eine Traurigkeit, die unbeschreiblich war. Ich wartete noch einen Moment, und als nichts weiter geschah, verschloss ich die kleine Flasche, und gab sie dem Troll zurück, der sie wieder an seinen Platz stellte.
"Möchtest du noch mehr sehen?" fragte er mich. "Hast du es verstanden?" Nichts hatte ich verstanden, darum bat ich ihn mir mehr zu zeigen. Wir gingen eine Weile die Regale entlang, und er nahm ein ähnliches Gefäß, von einem der Regalböden. Wieder blies ich den Staub von der kleinen Messingplatte, die um den Hals des Behältnisses baumelte. "Saurier" Erneut öffnete ich die Phiole, sah das Gebilde das einer Seifenblase so ähnelte, und sah im Inneren einen Kometen auf der Erde einschlagen, und Saurier zu Staub zerfallen. Jetzt wusste ich wohl als einziger Mensch, was damals passierte, als die Saurier ausstarben, und ich wusste das mir nie jemand glauben würde.
Wir gingen weiter in die Höhle hinein, im vorbeigehen sah ich Flaschen mit Aufschriften, wie
"Eiszeit" und „Sintflut" Und so sehr ich auch wissen wollte was sich hinter den Beschriftungen verbarg, Fanx machte keine Anstalten mir ein Gefäß zum anschauen zu geben, oder gar seinen Schritt zu verlangsamen.
Langsam begriff ich was hier gesammelt wurde. In jedem Behältnis war ein dramatisches Ereignis festgehalten, zu Anbeginn der Zeit hat der Mensch da natürlich noch keine Rolle gespielt, aber sicher würde sich das ändern, wenn wir ein paar Millionen Jahre später in die Phiolen schauen würden.
Tiefer und tiefer schritten wir in die Höhle, und nach einer Weile, in der wir nicht ein Gefäß geöffnet hatten gab mir der Troll einen Philole, die größer war als die, die ich Anfangs in den Händen hielt. Auf ihr stand "Sklaverei" Fanx hielt mir das Glasgefäß hin, und ich öffnete es. Diesmal dauerte auch die Seifenblasendarstellung länger, und ich konnte Sklaven beobachten die gequält, schwer misshandelt und halbtot geschlagen wurden, und ich sah ihre Tränen, wenn sie Abends auf den Nachtlagern froren und sich in den Schlaf weinten.
In mir stieg eine Wut auf, die ich fast nicht erklären konnte. Wozu waren Menschen nur fähig. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Wir passierten "Holocaust" und "Aids", und dann kamen wir an ein Ereignis, bei dem ich stoppte. "Fanx", sagte ich, "bitte gib mir diese Flasche". Der Troll zog die Augenbrauen hoch, und bedeutete mir damit seinen Unwillen, aber dennoch tat er, um was ich ihn gebeten hatte. Lang betrachtete ich die Seifenblase, und mir stiegen Tränen in die Augen, die sogleich von Fanx aufgefangen wurden. Auf der Flasche stand: "World Trade Center 11.09.2001"
Doch nicht nur große bauchige Flaschen gab es zu sehen. Dort standen auch unzählige kleine Fläschchen, die mit "Beate Vogel", "Patzy Ewans" oder "Hong Whan" beschriftet waren. Ich sah Menschen die großes Leid erlitten, und alle vergossenen Tränen schienen sich hier wieder zu finden. Nein, sie schienen sich nicht hier wieder zu finden, sie waren alle hier. Jede Träne die je vergossen wurde.
Wir setzten unseren Weg fort und ein Ende der Gänge war nicht abzusehen, so viele Flaschen Ballongefässe, kleinste Phiolen bis wir einen Platz erreichten auf dem eine Sitzbank stand. Es schien, als gehörte sie nicht hierher und sie sah zwischen all den Regalen so unscheinbar aus. Der Troll bat mich, ich solle mich setzen, und erschöpft tat ich das auch. Mein Begleiter setzte sich neben mich und begann zu erzählen.
"Das ist das Zentrum der Höhle. Von hier aus ist es immer nur einen Lidschlag lang zu jedem Ende, also Vergangenheit und Zukunft gleich weit entfernt. Schneller als du dir vorstellen kannst wächst dieser Ort. Hier siehst du die Tränen der Welt. Jede Einzelne, ob von Mensch oder einem noch so kleinen Getier, die jemals vergossen wurde, ist hier gesammelt. In jeder steckt die Erinnerung an den Moment, in dem sie vergossen wurde. Die kleinen Flaschen bewahren das Einzelleid, in den Großen spiegelt sich das Leid und Entsetzen der Menschheit, zum Teil so viel, das es nicht mehr auf den Einzelnen zu übertragen war, und darum gesammelt und vereint werden musste. Wie Seuchen oder Attentate. All das mag grausam klingen, doch zu jeder Flasche hier gibt es ein Gegenstück. Jeder Träne steht ein Lachen gegenüber, und genau in dem Moment in dem eine Träne vergossen wird, wird genau auf der anderen Seite der Erde gelacht. Wenn hier jemand stirbt, wird dort jemand geboren. Hier geschlagen, dort gestreichelt. Das ist das Gleichgewicht des Lebens... Und jetzt, bevor wir diese Höhle verlassen, gebe ich dir noch etwas mit, etwas zum Nachdenken."
Der Troll machte eine kurze aber sehr bedeutungsschwangere Pause, und sah mich ernst an.
"Nimm all dein Leid, das dir widerfahren ist, und setze jeder Erinnerung ein Freudiges Ereignis entgegen. Sei ehrlich zu dir, beziehe alles mit ein, und du wirst eines feststellen - Es hält sich die Waage."
Jetzt bedeutete er mir zu folgen, und ehe ich mich versah standen wir am Ausgangspunkt unserer Reise. Nicht der Weg den wir gekommen waren, sondern ein viel kürzerer.
Es war dunkel, und der Mond beleuchtete schwach das Umfeld des Stolleneingangs. Ich war noch immer sprachlos, so viel hatte ich gesehen, so viel miterlebt, durchlebt und auch durchlitten. " Warum hast du mir das gezeigt?" fragte ich, weil ich immer noch nicht wusste warum ich das Geheimnis der Tränen sehen durfte.
"Ich bin der letzte Wächter des Tränenmuseums, und möchte das du, mein einziger Freund, der Nachwelt eine Botschaft hinterlässt." Ich hörte mir die Worte an, die mein Leben verändern sollten, und auch heute lange nach dieser Begegnung gebe ich sie jedem weiter:
"Wenn du lachst, muß jemand für dich weinen, und mit jeder deiner Tränen schenkst du ein Lachen."
Sonntag, 13. Juli 2008
Tiefer
Von außen scheint die Sonne auf mich,
doch ihre Strahlen vermögen das Innere nicht zu erhellen.
Unendliche Dunkelheit, die, weil es einfach ist,
so genommen, und nicht geändert wird.
Auf der Suche nach dem "warum schon wieder"
falle ich tiefer und tiefer in mich hinab.
Lang schon bin ich unter der innersten Oberfläche,
immer tiefer ins Ich.
Aufgehellt durch ganz kurze Momente,
in denen Außenstrahlen eindringen,
die aber zu kurz sind,
um wirklich wahrgenommen zu werden.
Habe ich anfangs noch gestrampelt,
so habe ich gemerkt das sich das Innere wie Treibsand verhält
Je mehr ich kämpfe, desto mehr kommt nach oben,
desto tiefer falle ich.
Strampele ich jedoch nicht,
rutsche ich auch nach unten,
nur langsamer.
Der Weg ist unterschiedlich
Das Ziel bleibt gleich.
Aufgegeben...
Abwärts zu den Gipfeln meiner Selbst blick ich hinauf (Novalis)
Montag, 7. Juli 2008
Du fragst, "Was hast du denn?"
Du kannst nicht ahnen dass ich "Nichts" genauso meine.
Was es war das ich verloren habe, benennen kann ich es nur schwer.
Aber ich weiß was davon übrig ist...eben Nichts.
Du sagst "Rede mit mir!"
Ich rede selbst mit mir nicht mehr, weil ich nicht mehr in der Lage bin mich und meine Gedanken zu verstehen. Warum also sollte ich versuchen dir das mir unmögliche zu erklären.
Du sagst "Lass mich an deinen Gedanken teilhaben"
Glaubst du wirklich das ich möchte das irgendwer dass erleben muß, was mein Kopf mir vorschreibt?
Du sagst: "Du hast wieder schlechte Laune"
Auch hier muß ich widersprechen. Ich versuche in den Momenten zu funktionieren, weil ich dich nicht verletzten will. Das ich es gerade damit tu merke ich meist erst wenn es zu spät ist.
Du sagst "Du kämpfst nicht!"
Und dabei kannst du die Waffen nicht sehen, die sich gegen mich richten. Manchmal würdest du dann meine Chancenlosigkeit sehen.
Wie schwer es schon ist die Augen zu öffnen
nach oft durchdachter, durchwachter
oder zertäumter Nacht,
und zwischen Alptraum und Leben zu wählen.
Einfach nur weil ich die Träume allein bestehen muß,
und das Leben Zwangsgesellschaft voraussetzt.
Da ich mich bis jetzt nicht entscheiden konnte
was sich mir schlimmer darstellt
ist das ein immer wieder kehrender Kampf.
Wie gern ließe ich die Augen geschlossen...
Ich bin so müde
Dienstag, 17. Juni 2008
Komm...
Ich nehme dich jetzt ein wenig mit in meine innere Welt, die die mich immer wieder einholt...
Hier direkt am Eingangsnebel siehst du die Gesichter die jede Nacht neben mir auftauchen. Sie starren mich an, versuchen mir etwas zu sagen, versuchen mich zu beeinflussen oder schweigen mich an. Einige sind klar und schön, andere sind verzerrt und nur schemenhaft zu erkennen. Erkennen ist nun vielleicht ein wenig zuviel gesagt. Niemand von ihnen kenne ich, doch alle kennen mich und rufen meinen Namen, beschimpfen mich.
Nur kurz dahinter erwarten mich ihre Gliedmaßen. Hände die entweder nach mir greifen, oder mich wegstoßen. Sie spielen mit mir, wie mit einem Ball, und wenn du genau hinsiehst erkennst du rechts und links von uns den Abgrund. An dem bewegt man sich immer ganz knapp entlang, während man den Händen versucht auszuweichen.
Manchmal stoßen sie mich hinunter, dann wache ich schweißgebadet auf, und spüre im Magen noch das ungute Gefühl des Fallens.
Wenn wir auch dieses Hindernis überwunden haben stehen wir vor dem Nichts. Das ist der Raum, der sich jeden Tag verändert. Ja, eigentlich ist er in keiner Sekunde wie in der zuvor. Das ändert sich je nach Verfassung, jetzt ist er neutral, denn ich fühle mich grad leer.
Das ist der Raum in den ich mich zurückziehe. Jeder hat so einen Raum. Für viele ist er der Ort der Tagträume, die kurzen Episoden des "was wäre wenn". Ich hingegen lebe mein Leben dort, und versuche Erlebtes zu begreifen und zu verarbeiten.
Jetzt fragst du dich warum ich erst am Grauen vorbei gehe um hierher zukommen. Das ist einfach.
Ich hoffe hier eines Tages die Antwort zu finden. Die Universallösung für alle Sorgen und Nöte die ich habe. Die kleinen, die nur ich sehe, und die großen, weltumspannenden.
Das ich erst durch die Hölle muß, um irgendwann frei zu sein, das ist der Preis den ich bezahle. Der Kampf gegen mich.
Und warum zeige ich dir das?
Ich möchte das du siehst in was du deine Hand stecken musst, wenn ich dich eines Tages bitte mich da rauszuholen, weil mir die Kraft zum Kampf fehlt, und ich Angst bekomme allein nicht mehr zurückzufinden...
wenn der schmale Weg über den Abgrund weg gebrochen ist, mir die Stimmen von der falschen Seite entgegen schreien, und mich die Hände schubsen, um mich nie mehr aus dem nichts zu entlassen.